Soziale Entwicklungen in Walldorf

Im Gemeinderat wurde kürzlich der Sozialbericht für die Jahre 2021/22 vorgestellt. Hierzu hielt unsere FDP-Stadträtin Paula Glogowski folgende Stellungnahme:

„Corona - Das Virus spielt in unserem Alltag inzwischen kaum mehr eine Rolle. Doch die Folgen der Pandemie werden uns noch lange beschäftigen. Das können wir auch an dem Sozialbericht 2021/2022 erkennen, der stark von den Auswirkungen der Pandemie geprägt ist. Schul- und Kitaschließungen, Einschränkungen im Vereinsleben und die Reduzierung sozialer Kontakte bis hin zur Isolation haben vor allem unseren Kindern und Jugendlichen massiv zugesetzt. Auch wenn inzwischen wieder eine Normalisierung stattgefunden hat und zum Glück alle Einrichtungen in den normalen Betrieb zurückkehren konnten, ist infolge der Pandemie ein zunehmender Bedarf an psychologischer Beratung und Unterstützung in vielen Familien zu erkennen und auch die Schulen melden, wie aus dem Sozialbericht hervorgeht, eine Zunahme an verhaltensauffälligen Kindern, mehr Probleme im sozialen Miteinander und eine Abnahme von motorischen Fähigkeiten.

Die ohnehin schon labile Situation vieler Jugendlicher wird durch den Krieg in der Ukraine, die Klimakrise und die steigende Inflation, welche gerade einkommensschwache Familien extrem belastet, weiter verschlechtert. Denn Angst, Hilflosigkeit und das Gefühl, die eigene Zukunft nicht mehr in der Hand zu haben, setzen vielen Kindern und Jugendlichen zu. Diese Entwicklungen dürfen uns nicht kalt lassen, denn sie belasten die kommenden Generationen enorm. Aus kommunalpolitischer Sicht gilt es zunächst einmal, diese Situation zu erkennen und ernst zu nehmen. Wir dürfen die Familien und auch die Kindertagesstätten und Schulen mit diesen Problemen nicht alleine lassen. Mit unserer Schulsozialarbeit und der psychologischen Beratungsstelle haben wir bereits zwei wichtige Säulen, die Hilfestellungen anbieten. Sollten diese Angebote dauerhaft überlastet sein, sollten wir darüber nachdenken, sie noch weiter auszubauen.

Neben den Jüngsten in unsere Gesellschaft ist es genau so wichtig, auch die Ältesten, unsere Seniorinnen und Senioren, nicht aus dem Blick zu verlieren, die ebenso unter der Pandemie und vor allem unter der damit einhergehenden Einsamkeit gelitten haben. Wir danken an dieser Stelle der IAV-Beratungsstelle hier im Rathaus für Ihre Arbeit. Sie ist stets eine verlässliche und vertrauensvolle Anlaufstelle, gerade für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, an die sie sich bei Fragen und Problemen jederzeit wenden können. Mit dem Projekt „Demenz im Quartier“ wurde zudem ein großartiges Pilotprojekt gestartet, um diese Erkrankung zu enttabuisieren - Mit Erfolg, würde ich sagen! Wir hoffen, dass dieses Projekt auch in den kommenden Jahren weiter Früchte trägt. Ein Dank gilt auch der Generationenbrücke, die ebenfalls eine verlässliche Anlaufstelle für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger darstellt.

Ebenso möchten wir uns bei unserem Pflegeheim Astor-Stift samt allen Mitarbeitenden bedanken, die es auch in der Pandemie geschafft haben, ein sicheres Umfeld für die Bewohner zu erhalten. Aber der Engpass an Pflegeplätzen sowie der Fachkräftemangel treibt uns alle um. Wir sind froh, dass die Planung des neuen Pflegeheims nun endlich vorangetrieben wird, denn die Versorgung unserer älteren Mitbürger ist im Sinne der Generationengerechtigkeit ein entscheidender Baustein. Zeitgleich sehen wir es als FDP-Fraktion als extrem wichtig an, parallel zur Planung des Pflegeheims bereits Konzepte zu entwickeln, wie ausreichend Pflegekräfte für das neue Pflegezentrum gewonnen werden können - Denn am Ende ist ein neues Pflegeheim ohne ausreichend Personal nur ein leeres Gebäude. 

Kommen wir zu einem weiteren Themenbereich, der uns seit 2022 in Atem hält: Der furchtbare Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.

Infolge der Flüchtlingswelle aus der Ukraine war und ist in Walldorf eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft mit den Geflüchteten zu spüren, für die wir uns ausdrücklich bedanken möchten. Neben dem Wohnraum gehört auch die Versorgung der Geflüchteten mit beispielsweise Lebensmitteln und dem nötigsten Alltagsbedarf dazu. An dieser Stelle möchten wir uns bei der Tafel, die gerade ihr 15-jähriges Bestehen feiert, und der Kleiderstube bedanken, die hier einen wichtigen Beitrag leisten. Und zu guter Letzt sind natürlich die gesellschaftliche Integration und das Erlernen der Sprache elementar. In diesem Bereich leisten das Integrationsmanagement und das Begegnungshaus einen wichtigen Beitrag, für den wir uns ebenfalls herzlich bedanken möchten.

Auch wenn die Zukunft gerade viele Schatten vorauswirft, möchte ich auch noch ein paar positive Dinge aus dem Sozialbericht 2021/22 hervorheben. In Walldorf haben wir ein breites Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Mit über 100 Vereinen hat Walldorf zudem ein großes Angebot für die Freizeitgestaltung. Und auch die lebendigen Kirchengemeinden, die einen wichtigen Beitrag für unser gesellschaftliches und soziales Miteinander in Walldorf darstellen, sind hier aus meiner Sicht nennenswert. Außerdem tragen Angebote wie das Sozialticket, der Familienpass sowie Anlaufstellen wie die psychologische Beratungsstelle, die Schuldnerberatung, die Suchtberatung und einiges mehr dazu bei, die soziale Teilhabe in Walldorf für alle Menschen zu verbessern. Es freut uns, dass mit dem Verein Generationsübergreifendes Leben Walldorf e. V. ein weiterer Verein zu diesem Repertoire an vielfältigen Angeboten hinzugekommen ist.

Zum Schluss gilt es dennoch noch einmal darauf hinzuweisen: Gerade Menschen mit geringem Einkommen sehen schweren Zeiten entgegen. Alles ist teurer geworden, das merkt jeder Einzelne von uns beispielsweise beim wöchentlichen Einkauf. Auch in einer wohlhabenden Stadt wie Walldorf gibt es viele Menschen, die die Teuerungen im Alltag nicht ohne weiteres abfangen können. Dieser Realität müssen wir uns stellen und wir müssen aus Sicht der FDP-Fraktion weiterhin daran arbeiten, gerade Kindern aus einkommensschwachen Familien gesellschaftliche Teilhabe und gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.

Es gäbe noch viele Aspekte aus dem Sozialbericht, die erwähnt werden könnten, sei es die Entwicklung der Arbeitsmarktdaten, Infos zur Obdachlosigkeit und der Plattform, Frauenhäuser, Plus e.V. und und und. Doch ich möchte es an dieser Stelle mal belassen - Der Sozialbericht ist ja sehr ausführlich und dort kann man sich über alle Entwicklungen genau informieren. Zum Schluss geht unser Dank an all diejenigen, die sich für unser soziales Miteinander in Walldorf einbringen - Dieses Engagement ist unersetzlich. Unser Dank gilt auch Frau Schuppe und Herrn Schirmacher für die Erstellung des ausführlichen Sozialberichts, den wir zur Kenntnis nehmen. Vielen Dank.“