Forstwirtschaftsplan 2023

In der vergangenen Sitzung wurde dem Gemeinderat der Forstwirtschaftsplan für 2023 vorgestellt. Es war das letzte Mal, dass unser Förster Gunter Glasbrenner den Forstwirtschaftsplan vor dem Gemeinderat vorstellte, da er im kommenden Jahr in den Ruhestand verabschiedet werden wird.

Zu diesem Tagesordnungspunkt hielt unser FDP-Fraktionsvorsitzender Günter Lukey folgende Stellungnahme:

„Unser heimisches Waldökosystem war, ist und bleibt ein großes Sorgenkind für den Forst und für unsere Stadt. Während in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts der saure Regen dem Wald enorm zusetzte, ist es heute der nicht mehr zu leugnende Klimawandel. Wer mit offenen Augen durch unseren Wald geht oder fährt, erkennt, auch ohne Fachmann zu sein, die enormen Schäden. Die Steigerung der Biodiversität ist daher der Schlüssel für mehr Vitalität und Stabilität. Doch nicht nur Bäume spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, sondern das gesamte Ökosystem muss sich neu orientieren. Dazu gehören auch Bakterien und Pilzarten, die ihren Stoffwechsel umstellen, um die noch lebenden Bäume zu unterstützen. Ebenso trägt der Erhalt von Alt- und Totholz maßgeblich zur Entwicklungsstrategie dieser wertvollen Lebensräume bei. Viele nützliche Tier- und Pflanzenarten breiten sich auf diesen Flächen aus.

Unseres Erachtens nach ist es daher sinnvoll, möglichst viele gut funktionierende Waldrefugien und Habitatbaumgruppen zu erhalten. Ein klimaresistenter Wald kann nach Meinung von vielen Forstexperten meist nur von alleine, also durch Naturverjüngung, entstehen.

Hiebsplanungen im Stadtwald konzentrieren sich inzwischen hauptsächlich auf die Ernte von Dürrholz, die im Zuge von Verkehrssicherungsmaßnahmen anfallen. Erfreulich zu vermerken ist die Tatsache, dass es für jeden Festmeter dieses minderwertigen Holzes Fördergelder des Landes gibt. Leider kann in diesem Zusammenhang nicht in dem Maße genügend Brennholz für die Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden, wie es in der momentanen Energiekrise von Teilen unserer Einwohnerinnen und Einwohner nachgefragt und erwartet wird.

Fördergelder gibt es auch für Neuanpflanzungen, Bewässerung und zum Kulturschutz. Die Frage bleibt aber, ob es sinnvoll ist, immer wieder nachzubessern und nachzupflanzen. Auch hier sind viele Experten der Meinung, dass dort, wo einmal Wald gestanden hat, er ganz von allein zurückkommt, wenn man den Zeitfaktor etwas ausblendet. Die Wiederbewaldung der großen Kalamitätsflächen wird für die Forstwirtschaft eine äußerst langfristige Aufgabe. Wald entwickelt sich nun mal in anderen Zeitdimensionen als wir Menschen mit unserer Ungeduld erwarten.

Für uns von der FDP Fraktion war und ist unser Wald kein Wirtschaftsfaktor, sondern er dient der Erholung, dem Naturschutz, dem Boden- und dem Klimaschutz und nicht zuletzt der Bildung. Ganz wichtig für uns ist das auf unsere Initiative vor zwanzig Jahren entstandene Waldklassenzimmer. Mit Fr. Ehnert haben wir eine hochkompetente Waldpädagogin, die unsere Kinder und Jugendlichen für unseren Wald in ungezählten Führungen und Veranstaltungen sensibilisiert. Dafür an dieser Stelle ein herzlicher Dank.

Herr Glasbrenner lobt auch immer zu Recht unsere vier jungen Forstwirte für ihre großartige Arbeitsmoral. Diesem Lob schließen wir uns ebenfalls an.

Ich komme langsam zum Schluss meiner Ausführungen. Alle Eckdaten des Forst- Haushaltes 2023, vor allem die erhöhten Kosten tragen wir uneingeschränkt mit, und sie erfahren unsere Zustimmung. Das voraussichtliche Defizit für 2023 beträgt gerade mal etwas mehr als 10 pro Einwohner. Das sollte uns unser Wald wert sein.

Last but not least komme ich zu dir, lieber Gunter. Deine hohe, fachliche Anerkennung bei den vorgesetzten forstlichen Behörden und in der Walldorfer Bevölkerung sind eng mit deiner Arbeit und deiner Leidenschaft für die Weiterentwicklung unseres Waldes verbunden. Dafür gebührt dir der Dank von uns allen.

Lieber Gunter, da dies, so wie es aussieht, dein letzter öffentlicher Auftritt vor dem Gemeinderat sein wird, möchten wir dir persönlich dafür danken, dass du die FDP jahrelang als Gemeinderat vertreten und später die FDP-Fraktion als Fraktionsvorsitzender kompetent und mit Nachdruck angeführt hast. Du hast Spuren in der Partei, der Fraktion und bei vielen Menschen hinterlassen, mit denen du zu tun hattest. Es heißt zwar immer, jeder ist ersetzbar, aber das trifft nicht auf alle Menschen zu und du bist einer von denen, die man nicht einfach ersetzen kann! Die Fraktion wünscht dir für deinen zukünftigen Ruhestand alles Gute und vor allem Gesundheit und Wohlergehen.“